Mittwoch, 17. August 2011

Darkside [10] 2.3: Giovanni's


„Giovanni, Since 1902“ stand in großen goldenen Lettern über dem Eingang.
Michael und Johnny waren natürlich auch bei der Eröffnung zugegen.
Sie gingen nicht öfter als einmal im Monat dort hin, wenn auch nie wirklich zum Essen.
Sie waren dort trotzdem gern gesehene Gäste. Und mit dem Inhaber des Restaurants befreundet.
Einem Ex-Drogendealer namens... Giovanni.
Eigentlich war sein Name Jack Myers, er hatte auch mal für Gott gearbeitet. Er kannte das Geheimnis der Engel und verstand ihren Groll gegen den Chef.
Jack Myers war das was man heutzutage als Doppelagent bezeichnen würde.
Er war sowohl ein Spion Gottes (d.h. Er ist ebenfalls so gut wie unsterblich, kam zumindest immer zurück auf die Erde, sofern er Sonntags in der Kirche war) als auch die rechte Hand Luzifers.
Welcher entgegen der landläufigen Meinung nicht der Herr der Unterwelt war, nein, er war lediglich eine Art Außenposten von Gott, der angewiesen war das Böse auf der Erde zu kontrollieren, damit die Kirche und Gott eine Existenzberechtigung haben.
Die beiden spielten quasi eine große Partie Risiko. Seit etwa 10000 Jahren.
Aber Johnny und Michael hatten es ja damals mit dem alten Testament nicht so genau genommen, folglich halten die Menschen Luzifer und Gott immernoch für erbitterte Feinde.
Immerhin, Gott fands lustig.

Als Jonathan und Michael, den Ford mit Holzleisten und Nägeln vollgestopft, vor dem kleinen Restaurant hielten und ausstiegen, kam ihnen eine Gestalt mit Kapuze entgegen.
„Guten Abend, Abtrünnige!“ raunte die Gestalt unter der Kapuze. Ihre Stimme klang kratzig uralt und böse, allerdings nicht weniger mächtig als die von Gott.
„N'abend Luzifer, alles bestens, und bei dir immernoch alles böse?“ fragte Johnny die Gestalt.
„Sicher Jungs. Übrigens fabehaftes Wetter heute, ich wünsch euch noch viel Spass. Gio wartet drinnen.“ Die Stimme Luzifers war wie verwandelt. Er klang jetzt eher nach Robin Williams als nach dem Tod persönlich. Michael musste schmunzeln. Das der Kerl immer die Nummer mit der Gruselstimme abziehen musste.. Tss tss...

Sie betraten den Gastraum. Gäste saßen an den Tischen, hauptsächlich ein paar Engel auf Urlaub, einige Halbdämonen, eine kleine Gruppe von Nephilim und 3-4 Menschen.
Einige der Engel und Halbdämonen grüßen sie beiläufig, dann gingen sie wortlos an den Nephilim vorbei, welche sie herablassend anschauen, als wären die drei es nicht wert das man sein Gespräch unterbricht.
Die Ex-Engel betraten den Hinterraum, auf dem „Staff Only“ und in verschnörkelter Spiegelschrift „Nephilim müssen leider draußen bleiben. Bitte im Gastraum anleinen.“ stand.
Nephilim, Halbwesen zwischen Mensch und Engel sind nicht sonderlich  geachtet, verstoßen von den Menschen aufgrund ihrer seltsamen Fähigkeiten sind sie dennoch keine Engel, da sie den Himmel nie betreten hatten.
Allerdings waren die meisten so arrogant dass es niemand lange mit ihnen aushält.
Sowohl gegenüber Menschen als auch gegenüber Engeln.                            
Die drei setzten sich an einen Tisch, schweigend, möglichst unauffällig. Es hing irgendetwas in der Luft. Michael und Johnny hatten ihre typische ernste Miene aufgesetzt, wie immer wenn sie sich in solcher Gesellschaft befanden.
Sie galten in der Szene als Draufgänger, Gegner Gottes, die versuchten ihn zu stürzen, jedoch gleichzeitig mit Luzifer nicht wirklich gut befreundet waren. Netter Nebeneffekt dieses Ammenmärchens: Jeder ließ sie in Ruhe, alle hatten Angst vor ihnen.

Sie bestellten Spaghetti Carbonara für Peter und fingen ihr übliches Spiel an.
Während die „Dumpfbacke“ Peter seine Spaghetti aß und dabei diverse zusammenhanglose Sätze in den Raum warf, versuchten die beiden Engel herauszufinden ob es etwas Neues gab.
Kurz nachdem Peter angefangen hatte zu essen setze sich Giovanni zu ihnen.
Die drei schwiegen vorerst. Wie auf ein Stichwort steckten sie sich jeder eine Zigarette an.
Die meisten Dämonen im Raum waren auf die seltsame Runde aufmerksam geworden.
Viele drehten sich immer wieder um, erhaschten Blicke auf die drei, nur einige wenige zeigten keine Regung. Nach denen suchten sie.
Es gab immer nur drei Arten von Bösen Kreaturen auf der Erde. Gefährliche, Ungefährliche und Idioten.

Sonntag, 7. August 2011

Darkside [9] Kapitel 2.2: Improvisationstag II

Dann suchte er nach etwas in seiner Hosentasche.
Schließlich fand er sie.
Die Handgranate.
Er zog den Ring aus dem kleinen Ball und fing an zu zählen.
„10, 9, 8...“.
Die Granate lag jetzt in Michaels offenem Brustkorb und dieser begann sich um den Fremdkörper zu schliessen.
Johnny nahm den Morgenstern und prügelte noch ein paar Sekunden auf die Beine von Michael ein bis er dann bei  „4, 3,...“ angekommen war. Er drehte sich um, ließ den Knüppel fallen und rannte so schnell wie er konnte hinter eine kleine Sprengschutzwand in ihrem Garten.
Exakt in dem Moment als er absprang gab es hinter ihm einen Knall und die Granate machte genau wofür sie gebaut wurde. Sie zerfetzt den Körper der Person die man loszuwerden versucht.
Jonathan lag keuchend in seiner Schutzgrube. Er wartete noch ein paar Sekunden, dann hob er probeweise den Kopf über die Wand.
Die Handgranate hatte den trockenen Boden vor ihrem Haus aufgewirbelt und er konnte kaum etwas erkennen.
Nach einiger Zeit hatte sich der rosa Nebel gelichtet und ein nackter Michael stand etwa 15 Meter vor ihm, gelangweilt dreinblickend, während sich die letzten Wunden im Bereich seiner Brust wieder schlossen.
„Och Menno.“ entfuhr es Johnny „Das ist doch alles total sinnlos.“
„Ha-ha. Das versuch ich dir ja zu sagen, aber nein, du musst mir ja unbedingt zeigen wie toll es ist von innen zerfetzt zu werden.“
„Ich hielt es für ein öffnendes Erlebnis...“
Michael hustete Blut, ein Lachen unterdrückend. „Oh Ja. Das war es. Und, was lernen wir daraus?“ fragte er etwas vorwurfsvoll.
„Nunja, höchstens das eine Handgranate ein unheimlich nützliches Gerät darstellt um Operationen am offenen Herzen durchzuführen“ antwortete Johnny nüchtern.
„Ja“, prustete Michael.
Er drehte sich kopfschüttelnd um und ging in Richtung Haus, während der etwas ernüchterte Johnny seine Utensilien zusammensammelte.
Drinnen fand Michael Peter schuldbewusst mit einer Tüte Puddingpulver in der Hand vor dem  Herd stehen. Er hatte sich aus einem alten Bettlaken eine Schürze gebastelt und dann in der Absicht Milch zu erhitzen den Gasherd voll aufgedreht.
In diesem Moment erkannte der etwas benommene Mike das Feuerzeug in Peters freier Hand.
„Peter leg das Feuerzeug weg!“ keuchte er mit erhobener Hand.
„Aber ich will Pudding!“
„Peter, komm, gib mir das Feuerzeug, ich gebe dir Pudding.“
„Na gut, hier.“
Gerade als Mike das Feuerzeug entgegengenommen hat hört er aus dem Flur ein leises knistern.
Die Schiebetür zur Küche ging auf und Johnny der schon im Flur angefangen hatte zu reden betritt den Raum.
„ Du, Michael ich hab doch diese Fackeln hier,... Oh Schei...“ bevor er den Satz beenden konnte wurde er sich bewusst das die Fackel in seiner linken wohl etwas unpassend ist.
Als die drei wieder aufwachen, finden sie sich ein Stück außerhalb ihrer Küche vor dem Haus wieder, stöhnend richteten die drei sich auf, Peter fing an zu weinen.
„Ach Pete, hör auf zu heulen, bauen wir eben ne neue Küche.“ tröstete ihn Johnny.
„Jo... Mir ist die Küche egal, aber der Pudding!“ schluchzte Peter.

Der perplexe Johnny seufzte irritiert, während Michael erneut in lachen ausbrach.
Johnny strafte ihn in einem strengen Blick, während Peter seine Trauerfeier für den Pudding  beendet hatte und wieder dem normalen Tagewerk nachzugehen schien.
„So Michael. Was heißt das wohl? Ja, wir müssen in den Baumarkt.“ grinst Johnny.
„Ich bin nicht Peter mit mir kannst du normal reden, ich habe nicht den Verstand eines 6-jährigen.“ Michael tat so als wäre er sauer und gekränkt, aber insgeheim freute er sich auf den Baumarktbesuch. Das war jedes Mal ein Erlebnis. Und nachher gingen die drei immer zu ihrem Lieblingsitaliener.

Donnerstag, 4. August 2011

Darkside [8] Kapitel 2.1 : Improvisationstag

Jonathan saß vor der Hütte in der die drei Engel wohnten und legte sich seine Sachen zurecht.
Eine riesige Dschungelmachete, einen Elektroschocker, einige übergroße OP Skalpelle und die neuste Ausgabe von Anatomie heute. Ein Stück weiter rechts waren noch weitere grausame Utensilien aufgebahrt, aber viel zu viele um sie alle aufzuzählen.
Zufrieden blickt er über seine angesammelten Spielzeuge. Ja, dachte er sich, klappen tut es warscheinlich nicht, aber wenigstens einer hat seinen Spass.
Michael trat aus der Hütte ins grelle Sonnenlicht.
Er hielt sich die Hand an die Stirn, als wäre ihm das Licht zu grell..
„Ach, ich habe Kopfschmerzen, lass uns das doch auf morgen verschieben“ witzelte Michael.
„Kopfschmerzen? Der war echt nicht schlecht. Kopfschmerzen. Jaja.“
„Was denn? Es gibt auch psychisch bedingte Kopfschmerzen, das gibt’s wirklich! Ich habe immerhin Medizin studiert!“
„Ja, am Englischen Königshof im 15ten Jahrhundert. Sehr überzeugend.“ Lacht Johnny.
„Naja, einen Versuch war es wert. Ich mach das aber nicht ohne Morphium mit! Ich geh mir eben die Spritzen holen.“
„Mach nur, ich bereite mich schon mal vor.“
Michael betrat das Haus.
Er ging gelangweilt an den Kühlschrank und holte drei Spritzen mit einer farblosen Flüssigkeit aus dem obersten Fach.
Er spannte kurz die Muskulatur im rechten Arm an und spritzte sich das Zeug einfach in die Vene.
Kalt kommt das Zeug viel besser, dachte er sich und ging wieder Richtung Tür.
Kaum angekommen hatte er eine kleine Vorahnung, und schob die Tür langsam nach aussen auf.
Er hörte ein leises Knistern, öffnete die Tür noch etwas weiter, aber bevor er überhaupt wahrnahm was passierte, fiel er um und erinnerte sich ab da aufgrund der Drogen und aufgrund von Johnny an nichts mehr.
Johnny stand vor jener Tür und hielt einen Flammenwerfer in der Hand, die Kartusche auf dem Rücken.
„Memo an mich selbst, Flammenwerfer: Effektiv, macht wenig Dreck und sieht vielversprechend aus. Spaßfaktor 7 von 10. Dann mal das nächste.“
Der verkohlte Körper, kaum noch identifizierbar als Michael, lag im ebenso verkohlten Flur und dampfte.
Einige Sekunden später, Johnny macht sich gerade an seinem Buschmesser zu schaffen gab das Häufchen Asche ein leises Säufzen und ein kurzes Husten von sich.
Man meinte erkennen zu können wie sich die Zellen des Körpers wieder aufbauten, aus dem verkohlten Haufen wurde langsam wieder ein Mensch.
Jonathan wurde hektischer, ging ein letztes mal mit dem Schleifstein am Messer entlang und drehte sich dann um.
Er rannte mit erhobenem Messer und einer Riesengeschwindigkeit auf Michaels fast wieder genesenen Körper zu.
Er hob das Messer und schlug dann immer wieder mit zunehmender Härte auf die Gliedmaßen des Körpers ein.
Nach kurzer Zeit stand er auf, wischte sich das Blut und den Schweiß von der Stirn.
Er keuchte leise in das Gras vor der Hütte.
Michael bewegt sich langsam, hustet ein paar Mal. Nach weniger als 10 Minuten stand er wieder völlig gesund, wenn auch etwas benommen vor Johnny.
„Na, schon f..f…fertig?“
„Ich weiß nicht. Wonach siehts denn aus?“ grinste Johnny.
„Dem Schwert  nach zu urteilen kommt da noch was. Aber das hatten wir doch schon vor ungefähr viehrhundert Jahren, lernst du eigentlich nichts?“
„Ich fand die Idee mit dem Zweihänder eigentlich ganz witzig, das hat was fast schon nostalgisches.“
„Ok... Ich krieg das ja eh nicht mit.“, kicherte Michael zurück.
„Na dann los!“
Johnny drehte sich voller Elan um und stand nun wieder vor seinen Werkzeugen wie ein kleines Kind vor dem Spielzeugregal.
Er rieb sich begierig die Hände.
Kurzentschlossen griff er dann zum Morgenstern überlegte kurz und stopfte sich noch eine Handgranate sowie ein paar Skalpelle in die Taschen.
Michael lag lallend am Boden. Offenbar hatte er noch ein paar andere Dinge eingeworfen als das übliche Morphium.

Johnny schüttelte den Kopf und ging in Michaels Richtung.
Mit geübter Hand hob er den Morgenstern und knallte die Kugel mit voller Wucht Richtung Michaels Kopf.
Er zog einen Skalpell und machte sich an Michaels Brustkorb zu schaffen.
Er schlitzte ihn fachgerecht auf, versuchte die Heilung der Wunden aufzuhalten und dann zur Säge.